Viele Patienten machen sich natürlich Gedanken, wie das wohl wird mit der Ernährung nach einer Schlauchmagen-Operation. Um Bedenken abzubauen, möchten wir Dich hier über den Ablauf des Kostaufbaus informieren und Dir Empfehlungen für die richtige Ernährung geben.
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Essen nach einer Schlauchmagen-OP
Zuallererst ist es wichtig zu erklären, dass durch die Schlauchmagen-Operation die Schluckfunktion nicht verändert wird. Das heisst, die Nahrungsaufnahme und das Essen mit Schlauchmagen erfolgen wie gewohnt. Durch die starke Verkleinerung des Magens können jedoch nur noch kleine Essensmengen aufgenommen werden. Insbesondere unmittelbar nach einer Schlauchmagen-OP ist die Essensmenge auf wenige Milliliter Volumen (ähnlich einer Espressotasse) beschränkt.
Daher wird das Essen nach einer Schlauchmagen-OP zunächst auf flüssige Kostform reduziert. Erst wenn diese vom Patienten gut toleriert wird, dürfen auch pürierte oder weiche Nahrung zu sich genommen werden. Als Faustregel dauert es ca. zwei bis drei Tage, bis man weiche Kost essen darf. Die weiche Kostform wird dann zwei bis drei Wochen beibehalten. Diese Phase kann je nach Patient etwas kürzer oder länger ausfallen. Der Essensplan nach Schlauchmagen-OP beinhaltet in dieser Phase vor allem fett- und kohlenhydratreduzierte Nahrung. Wenn auch dieses Essen gut vertragen wird, kann man nach Wochen bis Monaten langsam zu normaler Kost übergehen. Jedoch sollte hier weiterhin auf eine fett- und kohlenhydratreduzierte Kost geachtet werden, da sonst die Gewichtsabnahme verringert oder gar umgekehrt werden kann.
In allen Phasen des Ernährungsplanes ist es wichtig, Trinken und Essen zu trennen. Aufgrund der deutlich reduzierten Magengrösse können schon wenige Schlucke Flüssigkeit zu einer Füllung des Magens führen, sodass letztlich kein Platz mehr für das Essen bleibt. Man sollte daher eine halbe Stunde vor den Mahlzeiten keine Flüssigkeit mehr zu sich nehmen, um sicherzustellen, dass trotz geringer Nahrungsmengen genug Kalorien aufgenommen werden können.
Ein Überessen sollte vermieden werden. Mit einem Schlauchmagen wirst Du schon nach wenigen Bissen ein deutliches Völlegefühl spüren. Es ist wichtig, darauf zu achten und entsprechend keine weitere Nahrung zu essen, da es sonst zum Erbrechen kommt. Dies ist zu Beginn mühsam, wird sich im Laufe der Zeit jedoch deutlich verbessern. Nach ca. sechs bis neun Monaten haben noch die wenigsten Patienten Probleme mit dem Überessen. Nach ca. einem Jahr muss man aufpassen, nicht in alte Gewohnheiten zurückzufallen, da die Magengrösse in der Regel ebenfalls zugenommen hat. Es ist daher wichtig, auch weiterhin auf eine gesunde Ernährung zu achten. Zu diesem Zeitpunkt sollte die Adipositas jedoch schon deutlich reduziert sein.
Wie, was, wann essen nach einer Schlauchmagen-OP?
Die Ernährung nach der Schlauchmagen-OP – man kann auch Ernährung nach der Sleeve-OP sagen, wenn man den englischstämmigen Begriff bevorzugt – richtet sich am Anfang vor allem nach der Essensmenge und ist zu Beginn, wie schon erwähnt, flüssig. Wenn die Essensmenge langsam wieder zunimmt und auch weiche, pürierte Kost gut vertragen wird, sollte man auf eine spezielle Schlauchmagen-Ernährung nach der OP achten.
Da beim Schlauchmagen „nur“ eine Magenverkleinerung und nicht eine Veränderung der Magenpassage durchgeführt wurde, können durch Aufnahme von hochkalorischer Nahrung, wie etwa Milchshakes oder Eis, die gewichtsreduzierenden Effekte deutlich abgeschwächt oder aufgehoben werden. In der Regel sollte man eine fett- und kohlenhydratreduzierte sowie proteinreiche Kost zu sich zu nehmen. Zudem sollte auf einen hohen Vitaminanteil in der Sleeve-Gastrektomie-Ernährung geachtet werden. Es ist daher auch sehr wichtig, von Ernährungsberater/innen begleitet zu werden, denn ein Ernährungsplan ist nach Schlauchmagen-OP unerlässlich.
In der Regel werden Adipositaspatienten bei uns bereits lange vor der Operation mit Ernährungsberatung begleitet. Da bei den Patienten häufig bereits vor der Sleeve-Gastrektomie (ein weiterer Begriff für Schlauchmagen-OP) aufgrund falscher Ernährung Mangelerscheinungen vorliegen, können diese gezielt bereits vor der OP mit guter Ernährungsberatung behandelt werden.
Nach der Operation ist vor allem auf eine ausreichende Proteinzufuhr zu achten. Ohne Proteine käme es zu einem starken Verlust von Muskelmassen. Da der Körper durch die Schlauchmagen-Ernährung nach der Operation nur eine geringe Kalorienzufuhr erfährt, werden neben Fettreservoirs auch Muskelzellen abgebaut, um so Energie zu gewinnen. Während der Fettabbau erwünscht ist, wollen wir den Muskelabbau selbstverständlich vermeiden. Eine ausreichende Proteinzufuhr von ca. 50–60 mg pro Tag sollte unbedingt eingehalten werden.
Auch können bestimmte Vitamine aufgrund der Magenverkleinerung nicht in ausreichender Menge zugeführt werden, sodass diese in hochkonzentrierter Form durch Multivitaminpräparate oder -kapseln ersetzt werden müssen. Auch wichtige Mineralien sollten in Form von Multimineralpräparaten verabreicht werden. Aus diesen Gründen ist der von unseren Ernährungsberater/innen zusammengestellte Ernährungsplan unerlässlich. Neben der Ernährungsberatung bitten wir unsere Patienten, an regelmässigen Kontrollen teilzunehmen, um entsprechende Mangelzustände nicht zu übersehen. Eine solche Nachsorge ist im Übrigen in der Schweiz verpflichtend für alle Patienten, die sich einer bariatrischen Operation unterziehen.
Schlauchmagen Ernährung: Rezepte
Mittlerweile gibt es eine gute Auswahl an Sachbüchern zum Thema „Ernährung nach einer Schlauchmagen-Operation“, darunter Ernährungsberater und Kochbücher mit vielen verschiedenen Rezepten, sodass sich trotz Schlauchmagen-Ernährung normale Gerichte zubereiten lassen. Eine Normalkost kann in der Regel nach einem halben Jahr wieder eingenommen werden, natürlich in deutlich reduzierter Mahlzeitengrösse.
Zunahme trotz Magenschlauch
Eine Gewichtszunahme nach einer Schlauchmagen-OP ist nicht selten. Dafür kann es verschiedene Ursachen geben. Zum einen wird der Magen bei der Schlauchmagen-OP verkleinert, die Nahrungspassage jedoch nicht verändert. Dadurch kann zwar nicht mehr viel, aber dennoch jede Art von Essen zu sich genommen werden. Bleibt es bei der Ernährungsgewohnheit, viel zucker- und fetthaltige, also hochkalorische, Nahrung zu sich zu nehmen, kann es auch zu einer Zunahme trotz Schlauchmagen kommen. Zudem kann es im Verlauf von Monaten und Jahren zu einer Ausdehnung des Magenschlauches kommen, sodass über die Zeit auch immer mehr Nahrung pro Mahlzeit zu sich genommen werden kann. Dies spiegelt sich auch in den normalen Gewichtsverläufen der Patienten mit Schlauchmagen-OP wider. So ist der Gewichtsverlust in den ersten drei Monaten nach der Operation am stärksten. In den darauffolgenden Monaten schwächt sich die Abnahme des Gewichtes ab und um ein Jahr nach der Operation ist häufig der tiefste Punkt der Gewichtsabnahme erreicht. Umso wichtiger ist eben auch die begleitende Ernährungsberatung, die bei der Umstellung auf eine dauerhaft ausgewogene Ernährung hilft.
Eine übermässige Ausdehnung des Magenschlauches mit einem entsprechenden Wiederanstieg des Körpergewichtes sollte auf jeden Fall abgeklärt werden. Ist der Schlauchmagen zu sehr ausgedehnt, so kann ein erneuter Eingriff, beispielsweise eine Umwandlung in einen Magenbypass, durchgeführt werden. Ein moderater Gewichtsanstieg über die Jahre ist übrigens physiologisch, also normal. Mit dem Alter wird man leider schwerer, da neben Umstellungen im Hormonhaushalt und anderen Mechanismen die Fettstoffwechselprozesse abnehmen und eingelagerte Fette somit weniger gut abgebaut werden.
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