Menschen mit Adipositas werden deshalb häufig ausgegrenzt oder haben auch im Berufsleben einen deutlich schwierigeren Stand als Normalgewichtige. Ihnen wird weniger zugetraut. Übergewichtige Frauen bzw. dicke Männer entsprechen im äusseren Erscheinungsbild nicht den Vorstellungen der Kollegen oder der Führungsebene.
Auch in den Medien findet die Stigmatisierung von übergewichtigen Menschen in unterschiedlichen Bereichen statt. In der Werbung wird ein Schönheitsideal propagiert, welches kein Kilo zu viel auf den Hüften akzeptiert und im TV und Kino kommt dicken Menschen häufig nur die Rolle des liebenswerten, aber einfältigen Protagonisten zu – ein typisches Adipositas-Stigma.
All dies kann dazu führen, dass Menschen mit Übergewicht, die dieser Adipositas-Stigmatisierung ausgesetzt sind, sich vollkommen isolieren oder zumindest viele öffentliche Auftritte meiden.
Die Folge ist meist eine weitere Verringerung des Selbstwertgefühls und eine weitere Verschlechterung der ohnehin schon reduzierten körperlichen und psychischen Gesundheit.
Dabei ist vielen Menschen gar nicht bewusst, was ein abwertender Blick, eine unbedachte Bemerkung oder ein einfaches Lachen in einem Menschen bewirken können, der selbst so sehr unter dem Körpergewicht und den vielen Einschränkungen im Bereich seiner Mobilität und Gesundheit leidet.
Häufig berichten uns Frauen und Männer, dass sie sich nicht mehr mit ihren Kindern ins Schwimmbad oder in den Freizeitpark trauen, weil sie Angst vor den Blicken oder Bemerkungen der anderen Menschen um sie herum haben.
Es ist für uns Mediziner und Therapeuten deshalb sehr motivierend, miterleben zu dürfen, wie mit jedem verlorenen Pfund auf der Waage das Selbstwertgefühl unserer Patienten wieder zunimmt. Dennoch macht es uns auch nachdenklich, dass fast überall in der Welt Adipositaspatienten und die Krankheit selbst eine solche Stigmatisierung erfahren müssen.