Mit der Impfung wächst die Hoffnung

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Auch wenn es in der Menschheitsgeschichte immer wieder Umwelt- und Gesundheitskatastrophen gab, stellt die aktuelle Corona Pandemie doch eine globale, völlig unerwartete Herausforderung für unsere Gesellschaft dar, welche bereits – sei es gesundheitlich, ökonomisch oder sozial – viele Opfer gefordert hat.

Zu den Menschen, die von der Pandemie im besonderen Masse betroffen sind, zählen dabei auch diejenigen unter uns, die an krankhaftem Übergewicht leiden. Bereits früh hat man erkannt, dass Menschen mit Adipositas einen schwereren Krankheitsverlauf haben können und überdurchschnittlich häufig an COVID-19 versterben. Dies belegt unter anderem eine kürzlich veröffentlichte Metaanalyse, die die Zusammenhänge von Adipositas mit der Schwere einer SARS-CoV-2-Infektion untersucht hat. Folgerichtig wurden Menschen mit einem BMI über 40 kg/m2 bereits im April 2020 vom Schweizer Bundesamt für Gesundheit offiziell in die Liste der besonders gefährdeten Personen aufgenommen und als Risikogruppe klassifiziert.

In den letzten Monaten mussten wir alle miteinander lernen, dass sich die Corona Pandemie allein mit Verhaltens- und Hygienemassnahmen nicht kontrollieren lässt. Zu gross scheint das Bedürfnis nach menschlicher Nähe und sozialen Interaktionen für uns Menschen zu sein.

Dies ist zwar an und für sich verständlich, macht nun aber leider massive staatliche Eingriffe und Verbote notwendig, um Schlimmeres abzuwenden. Gleichzeitig führen die verordneten Massnahmen zu enormen sozialen und wirtschaftlichen Belastungen, welche viele Menschen in ihrer Existenz bedrohen. Gerade die Schwächsten trifft es leider mal wieder am härtesten.

Impfungen gegen das neue Corona Virus scheinen in der aktuellen Situation die einzige Chance darzustellen, die Pandemie langfristig kontrollieren zu können, um das Leben von uns allen wieder ein Stück weit zu normalisieren.

Die gute Nachricht ist: Impfungen stehen bereits vor bzw. schon in der Tür. Die Schweizer Zulassungsbehörde Swissmedic hat am Freitag den 19.12.2020 den ersten Corona Impfstoff der Firmen BioNTech/Pfizer zugelassen (s. www.swissmedic). Weitere Impfstoffe werden in Kürze folgen. Dass so schnell Impfstoffe gegen das neue Virus entwickelt und in grossen Mengen produziert werden, stellt eine historische Leistung in der Medizingeschichte dar, wie sie es so noch nie zuvor gegeben hat. Die Grundlagen dieses Erfolges haben über die letzten Jahrzehnte hinweg weltweit tausende von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler durch ihre Forschung und Technologieentwicklung möglich gemacht.

Dieser Erfolg der biomedizinischen Wissenschaft ist zudem ein eindrucksvoller Beleg für die Effizienz und Notwendigkeit einer internationalen Zusammenarbeit. Nur zusammen und über Grenzen hinweg, können wir globalen Bedrohungen wie die Corona-Pandemie wirksam miteinander begegnen. Bereits im Januar 2020 veröffentlichten chinesische Wissenschaftler den genetischen Bauplan des neuen Corona Virus, so dass sich weltweit Forscher direkt an die Entwicklung von möglichen Impfstoffen machen konnten. Das ökonomische Potenzial der Impfstoffentwicklung war dann letztlich der Katalysator, der – beispielweise durch den Einstieg des «Pharmariesens» Pfizer – die Produktion von Impfstoffen in grossen Mengen erst möglich machte. Natürlich kann man hier kritisch sein und anmerken, dass ökonomische Interessen die Entwicklung erst vorangetrieben haben. Tatsache ist aber auch, dass ein wettbewerbsorientiertes Wirtschaftssystem diesen Erfolg für die ganze Menschheit mit ermöglicht hat.

Viele scheinen sich der Bedeutung des erzielten Erfolgs der Impfstoffentwicklung noch nicht vollständig bewusst zu sein und sind verunsichert, ob sie sich impfen lassen sollen oder nicht. Sicher ist es nicht falsch, auch etwas skeptisch zu sein, da z.B. die Langzeiteffekte der Impfung natürlicherweise noch gar nicht erforscht sein können

Der Blick in die Vergangenheit zeigt uns aber, dass wir darauf vertrauen können, dass viele qualifizierte Personen die bisherigen erhobenen Daten geprüft, bewertet und für uns eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung durchgeführt haben, so wie es weltweit mittlerweile in der Arzneimittelentwicklung Standard ist. Auch wenn uns die staatlichen Kontrollinstanzen und Zulassungsbehörden wie die Swissmedic, die European Medicines Agency oder die Food and Drug Administration oft wie bürokratische «Monster» vorkommen, so haben sie uns jedoch über die letzten Jahrzehnte hinweg sehr effektiv vor Schaden bewahrt und viel Nutzen gebracht. So mussten wir seit der Contagan Katastrophe Anfang der 1960er Jahre keine grossen Arzneimittelskandale mehr erleben (s. Wikipedia). Besonders hervorzuheben ist hier die Tatsache, dass es in den letzten 90 Jahren nicht einen einzigen, zugelassenen Impfstoff gab, welcher in einem hohen Masse gesundheitlichen Schaden in der Bevölkerung angerichtet hat.

An dieser Stelle sei neben allen involvierten Wissenschaftlern auch den vielen freiwilligen Testpersonen der Zulassungsstudien gedankt. Dies waren in den Phase 3 Studien der einzelnen Impfstoffe, die jetzt zugelassen werden sollen bzw. es schon sind, jeweils mehr als 30’000 Personen. Dass die Impfstoffe so schnell einsatzbereit sind, ist besonders auch Ihnen ist es zu verdanken, schließlich waren sie bereit, ein gesundheitliches Risiko auf sich zu nehmen, um uns Sicherheit bezüglich der neu entwickelten Impfstoffe zu geben. Diese Personen dokumentieren Mut und gesellschaftliche Verantwortung und verdienen unseren Dank.

Die Frage ist nun: Wie geht es weiter und wie sollen wir uns verhalten?

Unserer Ansicht nach sollten wir nun alle miteinander bereit sein, Verantwortung nicht nur für uns selbst, sondern insbesondere auch für unsere Mitmenschen zu übernehmen.

Deswegen gilt es jetzt, weiterhin die Schutzmassnahmen gewissenhaft einzuhalten und sobald die Möglichkeit besteht, sich impfen zu lassen!

Prof. Dr. med. Bernd Schultes
Prof. Dr. med. Marco Bueter

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