Besser kritisch als blauäugig! Therapiewahl sollte nicht leichtfertig getroffen werden

Wer sich über unterschiedlichen Therapieoptionen in einem Adipositaszentrum informieren möchte, sollte sich auf das Gespräch gut vorbereiten.

MedizinerInnen und PatientInnen sind dafür verantwortlich, dass ein solches Gespräch möglichst konstruktiv verläuft und wirklich alle wichtigen Punkte behandelt werden können. Hierbei geht es nicht nur um die unterschiedlichen Therapieoptionen, sondern auch um die Suche nach den Ursachen für die Entstehung und den Fortschritt dieser Krankheit. Warum unser Gewicht ansteigt und somit viele weitere gesundheitliche Komplikationen und Krankheiten entstehen, kann viele verschiedene Ursachen haben. Heute möchte ich diesen Beitrag dafür nutzen, um einige elementare Punkte anzusprechen, die für den erwünschten langfristigen Erfolg einer Therapiestrategie unabdingbar sind.

Punkt 1: Ehrlichkeit

PatientInnen sollten ehrlich ihre aktuelle Lebens- und Gesundheitssituation schildern und auch bei der Erstellung eines sogenannten Ernährungsprotokolls alle konsumierten Getränke und Lebensmittel sowie deren Menge realistisch dokumentieren. Es ist keinem geholfen, wenn zum Beispiel Süssigkeiten oder Alkohol verschwiegen oder die körperlichen Aktivitäten überzogen dargestellt werden.
Auch die MedizinerInnen sollten die Chancen und Risiken der unterschiedlichen Therapieangebote vollständig darstellen und Therapieziele ehrlich beschreiben. Überzogene Therapieversprechen oder das Verschweigen von möglichen Komplikationsrisiken sind Gift für das Verhältnis zwischen ÄrztInnen und PatientInnen und somit für den Erfolg einer Therapie.

Punkt 2: Eine vollständige Dokumentation

Bereits vorliegende Folge- und Begleiterkrankungen, durchgeführte Untersuchungen oder Operationen sollten ausführlich dokumentiert werden. Hierzu ist es sinnvoll, alle Berichte und Untersuchungsergebnisse zum Gespräch mitzubringen. So kann sich das ärztliche Fachpersonal ein vollständiges Bild über Deine aktuelle gesundheitliche Situation machen und gemeinsam mit Dir eine individuelle Therapiestrategie entwickeln.

Punkt 3: Kritisch statt blauäugig

Stelle ruhig auch kritische Fragen und sprich mit den ÄrztInnen über Deine Sorgen und Ängste. Wenn Du negative Informationen über einzelne Therapieoptionen erhalten hast, sprich diese an. Wenn Du gewisse Schilderungen bzw. medizinische Fachbegriffe nicht verstanden hast, so scheue Dich nicht nachzufragen oder darzulegen, dass Du etwas nicht verstanden hast.

Punkt 4: Zuverlässigkeit und Transparenz

Nimm Untersuchungs- oder Therapietermine zuverlässig war und sage Termine ab, falls Du diese nicht wahrnehmen kannst. Wenn Komplikationen auftauchen oder Du unzufrieden mit gewissen Entwicklungen oder Verläufen bist, so sprich dies offen an. Von einer transparenten Kommunikation profitieren beide Seiten und es kann zeitnah auf negative Entwicklungen eingegangen werden.

Punkt 5: Tausche Dich aus

Viele AdipositaspatientInnen treffen sich in Adipositas-Selbsthilfegruppen und unterstützen sich gegenseitig im Kampf gegen diese lebensbedrohende und chronische Erkrankung. Wenn es einmal nicht gut läuft, können Dir andere Mitglieder der Gruppe helfen, weiter am Ball zu bleiben und Dich motivieren, weiter die einzelnen Therapieangebote oder Kontrolluntersuchungen im Adipositaszentrum oder beim Hausarzt bzw. bei der Hausärztin wahrzunehmen. Unterstütze auch andere PatientInnen und schildere ihnen Deine Erfahrungen im Umgang mit der Krankheit sowie Deine Therapieerfahrungen.

Abschliessend sollte betont werden, dass keiner Seite geholfen ist, wenn ein Gespräch zwischen ÄrztInnen und PatientInnen möglichst harmonisch verläuft – es sollte vielmehr möglich sein, über Schwierigkeiten und Probleme offen zu sprechen und sich auch einmal kritisch oder skeptisch zu äussern.

Faris Abu-Naaj ür Adipositas Zürich – Autor von «Schlank durch OP»

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